Wechseljahre
Wir versuchen, Sie individuell angepasst durch die verschiedenen Stadien der Wechseljahre zu begleiten:
- Als erste Veränderung bleibt manchmal der Eisprung aus. In diesen Zyklen wird weniger / gar kein Progesteron (Gelbkörperhormon) gebildet. Dies bedingt einen relativen Östrogenüberschuss. Dadurch kommt es unregelmäßigen Zyklen, verlängerter Blutungsdauer und/oder verstärkter Blutung. Weitere Zeichen der Östrogendominanz sind starkes Brustspannen vor der Periode, Stimmungs- und Gewichtsschwankungen. In dieser Phase sind pflanzliche Medikamente und Ausdauersport sehr wirkungsvoll! Auch das Vermeiden von Kaffee und Alkohol kann helfen.
- Später schwankt dann die Produktion von Östrogen sehr stark, was zu den typischen Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen usw. führt. Die Beschwerden können stark wechselnd auftreten, manchmal wochen- und monatelang gar nicht, dann wieder sehr störend. Auch diese Phase kann zunächst oft mit pflanzlichen Mitteln behandelt werden. Erst wenn das nicht mehr ausreicht, kann ein Hormonpräparat erforderlich sein. Auch in dieser Phase ist Sport sehr hilfreich: wer beim Sport viel schwitzt schwitzt nachts weniger!
- bioidentische Hormone sind schon lange Standard: das seit über 40 Jahren eingesetzte Östrogen war schon immer "bioidentisch", anfangs aus Pferde-Urin gewonnen, dann aus Pflanzen oder komplett synthetisch als "bioidentisch" hergestellt (also heutzutage menschliches Estradiol oder Estriol statt Pferde-Östrogen). Beim Gestagen (=Gelbkörperhormon) ist damit die Verwendung von Progesteron statt synthetischer Gestagene gemeint. Die Verwendung von Progesteron statt synthetischer Gestagene hat Vorteile, aber auch Nachteile.
- Die sog Rimkus-Methode, bei der die Gabe von Hormonpräparaten nach Blutwerten dosiert wird, halte ich für unsinnig. Der Estrogenspiegel einer jungen Frau ist extrem stark zyklusabhängig; einen "Noramelwert" gibt es nicht. Progesteron ist vor dem Eisprung überhaupt nicht im Blut zu finden - was soll da nach den Wechseljahren der Normalwert sein? Wir orientieren uns daher am Wohlbefinden der Frauen und an dem, was unsere Patientinnen berichten.
- "Hormonspiegel" (siehe auch Rimkus-Methode): der Spiegel der weiblichen Hormone ist stark zyklusabhängig und sehr stark schwankend. Eine einmalige Blutentnahme zur Kontrolle des "Hormonspiegels" ist weitestgehend sinnlos und nur sehr selten erforderlich.
- Manchmal kommt es durch ein Überwiegen der männlichen Hormone (Androgene) zu Haarausfall und Oberlippenbehaarung. Dies lässt sich lokal behandeln (Haarwasser, Enthaarungscreme). In höherem Alter läßt dann die Produktion männlicher Hormone nach, was zum Rückgang der Libido (= dem Wunsch nach Sex) und zur Gewichtszunahme führen kann. Hier ist vor allem die Anpassung des Lebensstils (Ernährung, Bewegung, "in Übung bleiben") wichtig. Nur in seltenen Einzelfällen ist die Therapie mit männlichen Hormonen nötig.
- Blasenbeschwerden (reizbare Blase, Blasenschwäche) sollte mit Beckenboden-Gymnastik, ggf. mit pflanzlichen Medikamenten oder lokalen Hormon-Salben behandelt werden.
- Die Knochen sind jetzt sehr gefährdet. Deshalb sollten Sie sich viel bewegen, Sport treiben und dem Körper regelmäßig ausreichend Calcium zuführen (z.B. über calciumreiches Mineralwasser > z.B. Steinsieker). Es wird empfohlen, im Winterhalbjahr ein Vitamin-D Präparat einzunehmen, weil Vitamin D nur gebildet wird, wenn Sonne auf unsere Haut scheint. Zur Behandlung der Osteoporose werden heute Hormone nicht an erster Stelle eingesetzt, weil es gute hormonfreie Medikamente gibt. Als Schutz der Knochen wird aber zunehmend die Östrogentherapie wieder eingesetzt.
- Risiken: WHI-Studie Vor einigen Jahren wurden massive Ängste geschürt, dass eine Hormontherapie in den Wechseljahren das Brustkrebsrisiko stark erhöhen würde. Dies ist unter Fachleuten sehr kritisiert worden. Das Brustkrebsrisiko ist unter einer Therapie mit reinem Östrogen, wie sie in Europa üblich ist, nicht erhöht sondern erniedrigt!!! Andere Faktoren wie Übergewicht, hoher Zuckerkonsum, wenig Bewegung, Kinderlosigkeit... haben einen weitaus größeren Einfluss auf das Brustkrebs-Risiko. Deshalb sollte eine Hormontherapie nicht verteufelt, sondern bei Bedarf genutzt werden. Die flankierenden Maßnahmen wie Sport, Nicht Rauchen, Gewichtsnormalisierung... habe ich bei den einzelnen Phasen der Wechseljahre schon betont. Die kombinierte Gabe von Östrogen und Progesteron hat ein minimales Brustkrebs-Risiko, allerdings zeit- und dosisabhängig und wirklich sehr gering!!
- Östrogen schützt vor vielen Erkrankungen!!!! Es gibt überzeugende Studienergebnisse, dass Östrogentherapie in den Wechseljahren einen massiven Schutz vor folgenden Erkrankungen bewirkt:
- Brustkrebs!!!, Darmkrebs, Eierstock-Krebs
- Osteoporose, Diabetes, Alzheimer, Schlaganfall, Herzinfarkt
Ein interssantes Buch ist zu diesem Thema "women on fire" der Frauenärztin Sheila de Liz. Es hat sehr dazu beigetragen, dass die Diskussion über Hormontherapie weniger von Ängsten geprägt ist. Nicht einverstanden bin ich mit den häufigen Hormonspiegel-Kontrollen, die die Kollegin durchführt.